Der Sultan hält Hof

Liebe zeitkritische Geister in kritischer Zeit.

Sultan Erdogan will in Berlin Hof halten. Bundespräsident Steinmeier wird wohl persönlich den roten Teppich ausrollen. Angela schaut zum wiederholten mal in den Spiegel und ist freudig aufgeregt. Sie legt nochmals den Puder auf, der im Harem der Sultane üblich war. Mezut Özil wird mit Sultan-Airline aus London nach Berlin eingeflogen. Er soll vor Sultan Erdogan hertribbeln und die türkische Fahne schwenken.

Sind diese Zeilen fremdenfeindlicher Spott? Oder geben sie nicht vielmehr den Traum zehntausender Deutscher mit türkischem Blut und türkischer Seele wieder? Machen wir uns doch nichts vor! Auch sei Erdogan aus einer „privat-depesche“ im CM-Kurier von Nr. 8/2018 zitiert: „Wir müssten unser wahres Selbst verleugnen, wollten wir leugnen, dass Gaza und Sibirien von uns getrennt sind. Sich für den Irak, Syrien, Libyen, die Krim, Karabach, Bosnien und andere brüderliche Regionen zu interessieren, ist Pflicht und Recht der Türkei!“ Noch Fragen?

Wenn dieser historische osmanische Machtanspruch sich mit jener islamischen Theologie verbindet, welche auf Koran, Sunna und Sira ruht, dann wird man die Menschenrechtsdeklaration der UNO von 1948 nur noch in verstaubten Archiven finden. Was hat dann Geltung? Allein die Kairoer Menschenrechtserklärung des Islam von 1990 mit ihrem mehrfachen ausdrücklichen Bezug auf das Islamische Recht (Scharia) wird deutsche sowie europäische Rechts- und Gesellschaftsnormen prägen.

Nicht umsonst weist die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) immer wieder auf Erdogan und sein Machtstreben über die türkische Grenze hinaus hin. Dies gilt auch wieder für die aktuelle Pressemitteilung „Menschenrechtler warnen: Erdogan ist kein vertrauenswürdiger Partner“ vom 01.08.2018. In ihr verweist der GfbV-Nahost-Referent Dr. Kamal Sido unter anderem wiederum auf den Versuch Erdogans hin, die Religionsgemeinschaft der Aleviten in einen streng-gläubigen sunnitischen Islam nach türkischem Muster hineinzuzwingen. Tausende (!!) Imame wird Erdogan nach Deutschland schicken, damit die Aleviten ihre liberale Glaubensrichtung ablegen und sich der radikalen Auslegung des Koran und der Biographie Mohammeds unterwerfen.

Die dritte Brücke über den Bosporus ließ Sultan Erdogan vor kurzem nach seinem Vorgänger Sultan Yavuz Selim I (1512-1540) benennen… welcher tausende Aleviten abschlachten ließ. Wenn Sultan Erdogan diese Namensgebung heute auch nicht blutig gemeint haben sollte, so haftet ihr doch der Geruch einer intoleranten und gewaltbereiten Machtfülle an, welche keine Freiheit des Geistes und des Glaubens zulässt.

Es sei in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass 20 alevitische Gemeinden, Vereine und Kulturzentren in Bayern bereits in einer gemeinsamen Presseerklärung vom 07.05.2013 ausdrücklich betonen, dass sie die Scharia ablehnen, da sie mit dem deutschen Grundgesetz nicht vereinbar sei. Zudem bezeichnen sie manche islamische Glaubenssätze als „anachronistisch“ und sehen im politischen Islam „das Haupthindernis der Integration von Islamangehörigen und die Hauptgefahr für das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Glaubensrichtungen“.

Mit nachdenklichem Gruß
Wilfried Puhl-Schmidt

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

achtzehn − 17 =