Brief an Herrn Alboga (DITIB)

Liebe zeitkritische Geister in kritischer Zeit,

sicher haben Sie bei Dialogveranstaltungen oder bei anderen Gesprächen mit Muslimen die Erfahrung gemacht, dass konkrete Fragen umgangen oder einfach nicht beantwortet werden. Auch wenn man Briefe an Muslime schreibt, erhält man keine adäquate Antwort. Ich möchte dies an einem Beispiel belegen.

Am 25.02.2015 hatte ich an den Vertreter des türkischen Religionsministeriums in Deutschland (DITIB), Herrn Dr. Bekir Alboga, einen Brief mit konkreten Fragen geschickt. Ausdrücklich bat ich um eine Antwort, auf die ich bis heute, 05.05.2015, noch warte.

Nachfolgend finden Sie den besagten Brief and Herrn Alboga:

An die DITIB
z.Hd. Herrn Dr. Bekir Alboga
Venloerstrasse 160
50823 Köln

Sehr geehrter Herr Dr. Alboga,

wie Sie wissen beschäftige ich mich nicht erst seit den letzten Monaten intensiv mit Islam und der Biographie Mohammeds. Unzählige Fragen stellen sich mir seit über 30 Jahren. Aus aktuellem Anlass erlaube ich mir, Sie um einige wenige Antworten zu bitten.

Im Zusammenhang mit den Morden in Paris gaben Sie im Deutschlandfunk ein Statement ab. Sie zitierten Allahs Offenbarung in Sure 5,32, um aus Ihrer Sicht zu belegen, dass die Mörder in den Redaktionsräumen des Charlie Hebdo nichts mit dem Islam zu tun haben. Allah habe gesagt „dass, wer einen Menschen tötet, es so sei, als habe er alle Menschen getötet.“ Aus Erfahrung weiß ich, dass dieser Vers gerne von Muslimen zitiert wird, um die Friedfertigkeit des Islam zu belegen. Mich wundert immer wieder das Verschweigen des anschließenden Verses 33, in welchem Allah das Kreuzigen sowie das kreuzweise Abhacken von Armen und Beinen jener verlangt, welche „Unruhe stiften“ bzw. „Verderben erregen“. Die mir vorliegenden Koranübersetzungen von M.A. Rassoul (1000.000-fach auf den Marktplätzen verteilt) , Dr. Nadeen Elyas (ZMD), A. Karimi, Amir M.A. Zaidan entsprechen genau den Übersetzungen aus nichtislamischer Feder. In diesem Zusammenhang habe ich nun zwei Fragen.

1) Gelten die genannten Strafbefehle Allahs nur für die Zeit Mohammeds und für die gewohnt brutalen Kämpfe seiner Soldaten und seiner Zeit? Oder ist Allahs Auftrag ewig und überall gültig?

2) Die Frage nach der ewigen und universalen Gültigkeit der Offenbarungen Allahs ist mir deshalb wichtig, weil die Theologen des Islamischen Staates (z. B. Dr. Al-Bagdadi) offensichtlich diesen Auftrag im genannten Koranvers ernst nehmen und auch ausführen wie die vielfachen Kreuzigungen durch muslimische Soldaten auf öffentlichen Plätzen zeigen. Ich muss Sie nicht an die Videos erinnern, welche die Muslime des Islamischen Staates ins Internet gestellt haben, um die unsägliche Qual der Gekreuzigten als Abschreckung zu dokumentieren.

3) Können sich nun Ihrer Meinung nach die Imame und studierte Theologen des IS auf Allah berufen, wenn sie „Unruhestifter“ gemäß seinem Auftrag quälen und ermorden?

4) Wer ist eigentlich Ihrer Meinung nach mit „Unruhestifter“ gemeint? Auch Muslime werden Opfer der Morde. Sind für die sunnitischen Theologen des IS auch die schiitischen Muslime „Unruhestifter“, die zu kreuzigen oder auf andere Weise zu ermorden sind?

Wie Sie wissen gelten ja die Jessiden („Teufelsanbeter“ im muslimischen Verständnis) und Christen sowie die Alawiten und Schiiten als „bevorzugte Ungläubige“, die zu töten sind. Sie erinnern sich wohl mit mir an das Anhalten von Bussen durch Mitglieder des IS und das Erschießen von nichtsunnitischen Fahrgästen. Waren sie „Unruhestifter“?

Unter dem Titel „IS-Kalifat und islamische Staaten“ veröffentlichte am 15.02.2015 die „Internationale Gesellschaft für Menschenrechte“ (IGFM) Berichte, „dass islamische Staaten unter Berufung auf das islamische Recht schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen zu Gesetzen erhoben. Ein Beispiel: Die iranische Regierung hat bei der Reform des Strafrechtes darauf bestanden, dass Auspeitschungen und Amputationen Teil des geltenden Rechts bleiben – und außerdem ausdrücklich die Steinigung für Ehebruch und sogar die Kreuzigung für den sogenannten Kampf gegen Gott“. Um es deutlich zu sagen: nicht nur die als Terroristen bezeichneten Muslime des IS nehmen Allahs Auftrag in Sure 5,33 ernst. Vielmehr hat sogar auch ein demokratischer islamischer Staat, nämlich der Iran, diesen Vers in sein offizielles islamisches Rechtssystem (Scharia) aufgenommen. Sie selbst, Herr Dr. Alboga, wissen besser als ich, welche anderen islamischen Staaten solche von Allah gewollten Strafen ebenfalls verhängen. Freilich berichten unsere Medien davon nichts.

1) Wahrscheinlich haben sich die iranischen muslimischen Juristen bei den schiitischen Theologie-Professoren der Universität in Qom vergewissert, bevor sie erneut den Auftrag Allahs in Sure 5,33 in das iranische Strafgesetzbuch aufgenommen haben. Gelten in Ihren Augen die Theologen des IS als genauso koranorientiert wie die Theologen in Qom?

2) Wie interpretiert die islamtheologische Fakultät der sunnitischen Version des Islam der Al-Azar Universität in Kairo Allahs Auftrag in Sure 5,33?

Im Zusammenhang mit „Charlie Hebdo“ kommt mir zusätzlich eine Frage in den Sinn, die ebenfalls den IS betrifft. Die verschiedenen muslimischen Quellen, auf die ich mich beziehe, sind Ihnen bekannt. Ich muss sie wohl nicht alle aufzählen. Die Biographie Mohammeds kennt Aufträge zu gnadenlosem und bestialischem Töten der Dichter und Sänger, von denen der Prophet sich beleidigt fühlte.

Ich nenne nur einige wie z. B. Abu Afak, Asma bint Marwan (Mutter von 5 Kindern!). Aqba ibn Abi Moayt usw. Sie wissen werden in islamischen Dokumenten auch die Mörder namentlich genannt. Sie werden nach dem hinterhältigen Abschlachten ihrer Opfer von Mohammed noch ausdrücklich gelobt. Teilweise lobt er sie noch mit dem Hinweis, Allah geholfen zu haben!! Besonders hebe ich den bestialischen Mord an Umm Qirfa hervor, der sicherlich auch bei Ihnen Entsetzen erregte. Man band um jedes ihrer Beine ein Seil, welches mit je einem Bein zweier Kamele verknotet wurde. Die beiden Kamele wurden auseinander getrieben und rissen auf furchtbare Weise die schreiende Frau in Stücke.

Wie Sie wissen wurde dieser abartig grausame Befehl Mohammeds in dem viel beklagten Film „Innocence of Muslims“ nachgespielt. Weltweit demonstrierten Muslime gegen diese Szene bis sich herumsprach, dass sich dieses bestialische Ereignis damals tatsächlich unter den Augen Mohammeds abspielte.

Warum sehe ich hier eine Beziehung zum „Islamischen Staat“? Deren Soldaten stellten ein Video ins Internet, in dem sie ein armes Opfer (Schiit, Jesside, Christ?) zeigten, welches zwischen zwei Autos gebunden und bei Vollgas zerrissen wurde. Auch hierzu habe ich zwei Fragen.

1) Können sich die Soldaten des IS in ihrem grausamen Tun auf Mohammed berufen, wenn sie ihr Opfer zwischen zwei Autos binden und zerreißen lassen? Hätte Mohammed auch heute diesem abartigen Spektakel zugeschaut, wenn er seine und somit Allahs Ehre verletzt sieht? Oder war Mohammed nur ein Kind der blutigen Praktiken seiner Zeit in Medina wo man unliebsame Personen zwischen Kamele spannte?

2) Die Mörder in den Räumen von „Charlie Hebdo“ haben den Redakteuren, um es etwas frivol auszudrücken, einen schnellen und quasi humanen Tod durch Erschießen bereitet, wenn man sie mit Mohammed in Medina vergleicht. Aber letztlich steht die Frage im Raum, ob sie sich mit ihrer Untat gegenüber kritischen Künstlern auf Mohammed berufen können.

Sehr geehrter Herr Dr. Alboga. In einem Interview vom 09.01.2015 im DF sagten Sie, die Attentäter von Paris hätten sich nicht mit der islamischen Lehre von der Barmherzigkeit auseinandergesetzt. Allah verlange von uns, das Böse mit Gutem zu vergelten. Ich frage Sie, ob nicht insbesondere Mohammed solche Gedanken in sein tägliches Tun und Reden hätte realisieren müssen? Selbst wenn Frau Umm Qirfa den Mohammed tatsächlich beleidigt hätte, wäre doch wohl Verzeihen usw. angebracht gewesen, wenn Mohammed seinen Gott ernst genommen haben würde. Dieselbe Frage würde ich auch an den Islamwissenschaftler und Islamkonvertiten Husamudin Meyer richten, der bei M. Illner sagte: „Mohammed ist der Schönste, der Beste, der Großzügigste, der Barmherzigste.!“

Ich erinnere Sie noch an den oben bereits erwähnten Aqba ibn Abi Moayt, den Mohammed in der Schlacht bei Badr gefangengenommen hatte. Mohammed beauftragte Asem ibn Sabet, diesen zu töten. Aqba schrie laut: „Was wird denn aus meinen Kindern?“ Gnadenlos gab Mohammed zur Antwort: „Zur Hölle!“. Keine Gnade, kein Erbarmen, keine Vergebung! Was für ein Prophet!

Neben unzähligen anderen Beispielen, welche belegen, dass Mohammed eben keine Barmherzigkeit walten ließ, möchte ich Sie an Kinan erinnern. Wie Sie wissen war er im von Mohammed aus Medina vertriebenen jüdischen Stamm der Nadir verantwortlich für Geldausgaben. Bekanntlich ließ Mohammed ihn fesseln und ihm glühendes Eisen auf die Brust legen, um auch noch das letzte Geld aus ihm herauszufoltern. Als Kinana weiter schwieg, ließ Mohammed ihn köpfen. Mir fehlen die Worte. Wenn ich dann noch aus Ihrem Mund von der islamischen Lehre der Barmherzigkeit lese, dann hätte ich erwartet, dass gerade Mohammed, der doch nach Ihrer Auffassung Allah sehr nahestand, keine bestialische Folter anordnet sondern barmherzig ist. Dass Mohammed Kinanas Ehefrau nach der tödlichen Folter sofort in sein Zelt „bat“, wäre zusätzlich eine Frage an den Charakter wert.

Sehr geehrter Herr Dr. Alboga, mir ist klar, dass meine Fragen an den Kern Ihrer Religion gehen. Mir ist auch klar, dass solche Fragen nicht bei der Islamkonferenz erörtert werden, obwohl sie wesentlich sind für die Zukunft unserer Gesellschaft. Die Zusammenhänge der Biographie Mohammeds mit einem real existierenden Islam in der heutigen Zeit sind jedoch tabu.

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meine Fragen ernst nähmen und nicht in die Schublade der Beleidigungen durch Ungläubige verschwinden ließen. Ich bin der Auffassung, dass es zu einem wirklichen Dialog gehört, auch Grundfragen an den jeweiligen Gesprächspartner stellen zu dürfen, die möglicherweise auch wehtun. Das Christentum muss solche Fragen genauso aushalten wie der Buddhismus und Hinduismus sowie der Atheismus und der Islam. Wer in die beleidigte Opferrolle schlüpft oder gar mit Gewalt und Ermordung droht, hat nicht verstanden, dass die Zukunft unserer Gesellschaft bunt ist und nicht allein unter der Flagge Mohammeds und Allahs zu marschieren hat.

Mit nachdenklichem Gruß

Wilfried Puhl-Schmidt
Kehl, 25.02.2015

Ich bitte Sie, dass Sie einige Zeilen mit ebenfalls entsprechenden Fragen an Herrn Alboga richten. Falls er Ihnen tatsächlich schreibt, wäre ich Ihnen um die Zusendung seiner Antwort dankbar.

Mit freundlichem Gruß
Wilfried Puhl-Schmidt

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