Allah und der Patriarch

Liebe zeitkritische Geister in kritischer Zeit.

Nicht nur die Menschenrechtsorganisationen sondern fast alle Medien berichten mittlerweile von den Zerstörungen antiker Heiligtümer sowie christlicher Kirchen und Klöster durch Mitglieder des Islamischen Staates. Wie üblich wird von terroristischen, fundamentalistischen Untaten gesprochen, die überhaupt nichts mit dem Islam zu tun hätten.

Doch zunächst möchte ich die Pressemitteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker vom 21.08.2015 ergänzen. Der Heilige Elian, nach dem das mittlerweile vom Islamischen Staat völlig zerstörte Kloster aus dem 4. Jahrhundert benannt ist, war ein Arzt aus Homs. Er erlitt im Jahr 284 wegen seines christlichen Glaubens den Martyrertod. Am 21. Mai 2015 nun wurden Pater Jacques Mourad, der Obere des syrisch-katholischen Klosters Elian, sowie der Diakon Boutros entführt. Jede Spur fehlt. Mir kam der furchtbare Gedanke, dass diese beiden Christen möglicherweise zu der Vielzahl von christlichen Martyrern im Jahr 2015 zu zählen sind, die in der Nachfolge des heiligen Elian stehen.

Wer war Pater Jacques Mourad? Er bemühte sich erfolgreich im Dialog zwischen Christen und Muslimen sowie um ein friedliches Miteinander. Zudem setzte er sich für die Opfer des syrischen Krieges unabhängig von ihrer Religion ein. Auch warf ihm der Islamische Staat vor, in seinem Kloster werde Elian angebetet. In den Augen dieser streng gläubigen Muslime galt die Verehrung des Heiligen als Missachtung Allahs. Da jährlich tausende Pilger aus allen Teilen Syriens zur Verehrung des Heiligen Martyrers Elian kamen, musste aus der theologischen (!!) Sicht des Islamischen Staates das Kloster als Symbol der Apostasie und der Beleidigung Allahs dem Erdboden gleichgemacht werden. Diese Begründung war in den sozialen Medien zu lesen. Nicht nur nebenbei sei erwähnt, dass der Kalif Al-Bagdadi promovierter Islamtheologe ist!

In diesem Zusammenhang möchte ich auf den lateinischen Patriarchen von Jerusalem Fouad Twal hinweisen. Er sagte bei einem Vortrag in Deutschland („Die Tagespost„, 22.08.2015, S. 1), der radikale Islam zeige bei den Zerstörungen, Verfolgungen und Ermordungen sein „wahres, finsteres Gesicht. Hier ist der Satan am Werk.“ Muslimische Gewalt sei „ein Krebsgeschwür im Körper des Islam, welches Muslime selbst herausschneiden müssten“. Die Islamisten seien nicht nur Täter „sondern ebenfalls Opfer des falschen, des bösen Geistes, des Vaters der Lügen und des Hasses.“

Gerne würde ich den Patriarchen fragen: Wer ist denn in Ihren Augen der falsche, böse Geist? Wer ist denn der Vater der Lügen und des Hasses? Wer ist denn das Krebsgeschwür? Natürlich stellt man sich Höllenteufel vor und Dämonen wie das Mittelalter sie malte. Oder man spricht allgemein von „Das Böse“, welches nun einmal in jedem Menschen schlummere. Aber das alles genügt mir nicht.

Zum wiederholten Male gehen mir die furchtbaren Videos im Internet durch Kopf und Seele, welche die Kreuzigung gefangener Soldaten oder Ungläubiger zeigen. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob Vertreter des Islamischen Staates oder andere streng gläubige Muslime diese grausame Strafe verhängen. Immer wieder muss ich in diesem Zusammenhang an Koransure 5, Vers 33 bzw. 34 denken und auf sie hinweisen. Hier ist in Allahs Offenbarungsauftrag niedergeschrieben, nämlich jene zu kreuzigen sowie ihre Hände und Füße wechselseitig abzuhacken, welche Unruhe im Land stiften oder Krieg gegen Allah und seinen Gesandten führen (siehe u.a. die Übersetzungen von Mohammed Ahmad Rassoul, Dr. Nadeem Elyas, Hazrat Mirza Masroor Ahmad).

Immer wieder muss ich darauf hinweisen, dass iranische Juristen und Koranexegeten neben dem Auspeitschen und Steinigen gemäß Allah ebenfalls die Kreuzigung in das Strafgesetzbuch geschrieben haben. (Siehe auch bei Google unter Iran, Kreuzigung).

Ich möchte gerne Patriarch Fouad Tawn fragen, ob nur beim Islamischen Staat der Satan am Werk ist oder nicht auch im iranischen Strafgesetzbuch. Oder ist diese Frage nicht angebracht sowie politisch und kirchlich unkorrekt? An welchen bösen Geist denkt der Patriarch und welches Krebsgeschwür möchte er herausgeschnitten sehen? Meint er den Schreiber des Koran oder den, von dem dort die Rede ist?

Dieselbe Frage an den Patriarchen ergibt sich auch aus Sure 8, Vers 12. Dort wird Allahs Offenbarungsauftrag zitiert, nämlich die Ungläubigen oberhalb des Nackens zu treffen (also zu töten) und ihnen die Finger abzuhacken (siehe auch die genannten Übersetzungen). Genau dies taten die 5 Mörder der beiden Konvertiten Ugur Yüksel und Necati Aydin sowie des deutschen Theologen Tilman Geske im türkischen Malatya. Sie fesselten und folterten die drei Christen bis hin zum Tod durch Schächten. Abschließend zerhackten sie noch ihre Finger gemäß Allahs Auftrag. Im Verhör nach ihrer Verhaftung sagten 4 der 5 Mörder, dass sie zu Beginn der bestialischen Tat gemeinsam zu Allah gebetet hätten. Zu wem haben die Mörder nach Auffassung von Patriarch Fouad Tawn gebetet? Zu einem bösen Geist, zum Vater der Lüge und des Hasses? Welches Krebsgeschwür sollten sie aus ihrer Seele herausschneiden? Zu gerne würde ich dem Patriarchen diese Fragen stellen.

Ich habe lange gezögert, die folgenden Zeilen zu schreiben. Nun greife ich doch zur Feder. Worum geht es? Ein guter Bekannter von mir verbrachte aus beruflichen Gründen einige Zeit in einem islamischen Land. In seiner Freizeit beschäftigte er sich mit dem Islam und insbesondere mit dem Koran. Wie es der „Zufall“ wollte (falls es „Zufälle“ gibt!) machte er die Bekanntschaft einiger Muslime, mit denen er im Laufe der Zeit intensive Gespräche führte. Ihm fiel schließlich auf, dass sie schließlich auch kritische Fragen meines Bekannten zuließen, ohne die üblichen Verteidigungslinien aufzubauen und ohne die Schandtaten der Christen in ihrer Geschichte genüsslich aufzuzählen. Schließlich war zwischen meinem Bekannten und den Muslimen ein solches Vertrauensverhältnis entstanden, dass diese sich als Konvertiten zum Christentum bekannten. Darüber hinaus bekannten sie sich als Islamtheologen, welche als Imame Vorsteher jeweils einer Moscheegemeinde gewesen waren. Durch die Begegnung und Gespräche mit Christen waren sie mehr und mehr nachdenklich geworden und hatten sich mit dem Evangelium beschäftigt.

In aller Kürze habe ich hier die Erzählung meines Bekannten wiedergegeben als seine Firma ihren Auftrag in diesem Land erfüllt hatte und er nach Deutschland zurückkehrte. In einem der letzten Treffen mit seinen Gesprächspartnern hatte mein Bekannter schließlich die Frage gestellt: Wer ist heute für Euch Allah? Ohne nach Worten zu suchen sagte einer von Ihnen spontan: Allah ist ein Dämon! Mein Bekannter sagte mir noch, dass die anderen leicht mit dem Kopf schüttelten als wollten sie sagen: und an einen solchen haben wir geglaubt!?

In Gedanken spiele ich ein Treffen des Patriarchen Fouad Twal mit den besagten Gesprächspartnern meines Bekannten durch. Denken beide an Denselben, wenn sie von Allah sprechen?

Mit nachdenklichen Grüßen
Wilfried Puhl-Schmidt

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

zwanzig − vierzehn =